Di, 13.09.2022, 20:00 Uhr, Szene Wien
Erinnert sich noch jemand an 1989? Als Axel Rudi Pell mit der Veröffentlichung seines ersten Albums „Wild Obsession“ am 1. Dezember seine Solokarriere startete, war kurz zuvor die Berliner Mauer gefallen. Das ist eine kleine Ewigkeit her. Die Welt hat sich verändert, Axel Rudi Pell nicht: Seit drei Jahrzehnten liefert der Bochumer Gitarrist mit seiner Band beständig wie ein Schweizer Uhrwerk ein hochwertiges Hardrock-Album nach dem nächsten ab. Auch das Jubiläums-Werk, ein Live-Mitschnitt der letzten Tour, erscheint bei derselben Plattenfirma wie 1989; der Vertrag mit SPV läuft mittlerweile länger, als die meisten Ehen bestehen.
„SPV und ich sind miteinander gewachsen, haben Höhen und Tiefen zusammen erlebt und gemeistert“, bilanziert der inzwischen 58-Jährige. „Never change a winning team“, lautet das Geheimnis seines Erfolges. Über 1.6 Millionen physische Tonträger hat der deutsche Musiker bisher verkauft, seine Songs wurden insgesamt über 37,5 Millionenmal gestreamt. Zahlen, von denen er vor 30 Jahren niemals zu träumen gewagt hätte. „Hätte das Ganze nicht geklappt, würde ich mich jetzt wahrscheinlich noch immer in meinem gelernten Beruf als Industriekaufmann langweilen.“
Make it or break it: Als er mit dem vierten Album „Between The Walls“ 1994 zum ersten Mal auf Platz 90 in die Charts einsteigt, weiß Pell, dass er auf dem richtigen Weg ist; von diesem ist er bis jetzt auch noch nicht abgekommen. Ein Grund dafür ist sein gutes Gespür: „In Deutschland gab und gibt es kaum Sänger, die zu meiner Musik passen.“ Deshalb stellt er sich von vornherein international auf, kann auf den ersten Alben mit Charlie Huhn (Ex-Ted Nugent, -Gary Moore, – Victory, jetzt Foghat), Rob Rock (Ex-Impellitteri, -Driver) und Jeff Scott Soto (Ex-Yngwie Malmsteen, – Talisman, jetzt Sons Of Apollo) auf weltweit renommierte Frontmänner zurückgreifen. Seit 1998 führt Pell mit Ex-Hardline-Sänger Johnny Gioeli eine kreative Symbiose, deren Ende nicht abzusehen ist. Und mit dem Einstieg von Ex-Rainbow/Black Sabbath/Blue Öyster Cult-Drummer Bobby Rondinelli 2013 macht die Band einen weiteren Qualitätssprung, an dem Keyboarder Ferdy Doernberg (seit 1998) und Bassist Volker Krawczak (seit 1989) einen ebenso großen Anteil haben. Dass Pell seine Karriere mit Herzblut angeht, wird übrigens auch von den Größen des Genres gewürdigt: Als Pell und Band 2009 den Black Sabbath-Ableger Heaven & Hell in Deutschland begleiten dürfen, adelt deren Sänger Ronnie James Dio (2010 verstorben) den Support: „Ihr habt den Gig bekommen, weil ihr gut seid.“ Man kann es drehen und wenden, wie man will: In den letzten 30 Jahren gehörte Pell zu den Konstanten im internationalen Hardrock.
Apropos: Auch mit dem Wacken Open Air verbindet ihn eine lange Historie: Seit 1999 hat Pell schon sechsmal auf dem größten Heavy Metal-Festival der Welt gespielt, „immer auf der Hauptbühne.“ Denn: „Auch Wacken und ich sind miteinander gewachsen. Es ist faszinierend zu sehen, wie man vor so vielen Fans mit eigenen Songs bestehen kann.“ Auch in Russland ist Pell mittlerweile ein Star: Ende März 2019 tritt er im Kreml bei einer Award-Show neben Chris De Burgh, Michael Bolton und Leona Lewis auf und begeistert am Abend darauf über 2000 Fans in einer seit Wochen ausverkauften Show. „Die Leute haben alle Texte mitgesungen, ich konnte mich außerhalb des Hotels nicht wirklich frei bewegen, überall musste ich Autogramme geben und wurde nach Selfies gefragt.“
Das Schweizer Uhrwerk aus dem Ruhrgebiet läuft weiter.
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