Neue Termine: Fr, 17.12.2021 und Sa, 18.12.2021, 19:30 Uhr, Wiener Stadthalle, Halle D
Mi, 18.11.2020, 19:30 Uhr, Wiener Stadthalle, Halle D–> KONZERT VERSCHOBEN!

Bereits erworbene Tickets behalten für die neuen Termine im Jahr 2021 ihre Gültigkeit.

Die Ärzte sind eine Band aus Berlin (auuus Berlin!). Als Trio 1982 (dem Jahr, als Punkrock in Deutschland mit dem Überleben rang) gegründet, waren sie sofort sehr erfolglos. Die Live-Auftritte dieser frühen Tage waren immerhin für das pure Chaos bekannt und berüchtigt, in dem sie normalerweise endeten. Entweder war die Band nicht fähig, ihre Songs zu beenden (Text, Musik oder Beides vergessen) oder sie wälzten sich wegen ihrer eigenen Witze auf dem Bühnenboden – vor dem manchmal amüsierten, oft eher ratlosen Publikum. Während sich die musikalischen Fähigkeiten mit der Zeit durchaus verbesserten, gerieten Die Ärzte (neben weiteren Skandalen) vor allem wegen ihres eigenwilligen Humors in Konflikt mit der deutschen Zensurbehörde. Am Ende brachte ihnen das den zweifelhaften Titel „meistindizierte Band Deutschlands“ ein– zumindest in den 80er Jahren.
Auf dem vermeintlichen Höhepunkt ihrer Karriere angelangt, beschlossen Die Ärzte im Jahr 1987, sich aufzulösen. So wurden sie erst zu Vermissten, dann sogar unbeabsichtigt zu Punkrock-Legenden. Ihr Abschiedsalbum und die dreimonatige Abschiedstour liefen gut, guter, am allergutesten. Doch ihr kurz nach der Trennung veröffentlichtes Dreifach-Livealbum „Nach uns die Sintflut“ verkaufte sich, ebenfalls völlig unbeabsichtigt, besser als jedes der sechs Vorgänger-Alben, was zugegeben nicht besonders schwierig war. Die begleitende Live-VHS hielt sich acht Jahre in den deutschen Videocharts – bis heute entweder ein Zeugnis der unerreichten Livequalitäten, oder vielleicht gab es einfach nur sehr, sehr wenige VHS von anderen Bands zu kaufen.
Während des langen und langweiligen Sommers 1993 kapitulierte Gitarrist Farin Urlaub vor der immer noch wachsenden Masse an Fanpost. Er und Schlagzeuger Bela B. engagierten mit Rod einen Gitarristen (und-jawohl! -Freund) für den Bass und nahmen das Rückkehrer-Album „Die Bestie in Menschengestalt” auf – nicht ahnend, dass offenbar sehr viele Menschen genau darauf gewartet hatten.
Allein 1994 waren Die Ärzte mit fünf verschiedenen Alben in den deutschen Charts, spielten über hundert Shows und verkauften dafür einen großen Haufen (und ein paar mehr) Tickets. Ungewohnt politisch und mit deutlich härterem Rock-Sound eroberte die Band viele Herzen mit ihrem „Schrei nach Liebe” – einer Auseinandersetzung mit dem deutschen Neonazi-Problem – und damit, einen Nazi endlich beim Namen zu nennen: „Arschloch!” Es folgten zwei Alben, eines davon handelte ausschließlich von Haaren.
Auf persönliche Einladung von Gene Simmons spielten Die Ärzte im Dezember 1996 als Special Guest für KISS auf deren Konzerten in Deutschland und der Schweiz. In sechs ausverkauften Arenen bewiesen Die Ärzte vor über 100.000 hartgesottenen KISS-Fans, dass sie immer noch zu dritt waren. Die beiden Bands verstanden sich so gut, dass im Frühjahr 1997 weitere gemeinsame Konzerte folgten – als Co-Headliner bestritten beide Bands auch „Rock am Ring”, mit 80.000 Besuchern das wahrscheinlich verregneteste Open Air in Deutschland, bei dem allerdings während des Die Ärzte-Sets eine wohlwollende, aber die Lightshow sehr mindernde, Sonne schien.
Danach veröffentlichte die Band (also Die Ärzte, nicht KISS) ein weiteres Live- und zwei Studio-Alben, eines mit dem denkwürdigen Titel „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!”. Zwei Jahre später erfüllten sich Die Ärzte einen weiteren Traum und spielten drei Konzerte in Japan – vor insgesamt zwei Zuschauern. Seitdem gilt auch Ostasien als Hochburg der Band.
2002 spielte die Band als dritter deutscher Act überhaupt MTV-Unplugged. Begleitet von einem ganzen Schulorchester nebst Chor spielten sie sechs Stunden in einer Schulaula. Die zugehörigen CD und DVD „Rock’n’Roll Realschule” waren allerdings eine ganz schöne Mogelpackung, denn die Schule war ein Gymnasium. MTV entschloss sich trotzdem ein komplettes Jahr lang nichts Anderes als eben dieses Akkustikkonzert zu senden, wofür sich Die Ärzte nachträglich bei der Weltgemeinschaft der Musiker entschuldigen mussten.
Im Herbst 2003 erschien das Doppelalbum „Geräusch”, im Jahr darauf eine Doppel-Live-DVD – trotzdem (oder gerade darum?) blieben Die Ärzte hartnäckig zu dritt.
Silvester 2006 feierten Die Ärzte mit 45.000 Fans eine unvergessliche Open-Air-Party im ausverkauften Kölner Fußballstadion. (Ja, es war kalt! Und nein, diesmal gab es keine Live- DVD.)
2007 folgte das – in einer Pizzaschachtel ausgelieferte – Album „Jazz ist anders“. Die erste Single „Junge“ wurde fast so häufig im Radio gespielt wie andere Lieder, markante Textzeilen des ironischen Eltern-Kind-Anklagelieds sind in den deutschen Sprachschatz gewandert und werden bis heute gern zitiert, zumindest innerhalb der Band. Bemerkenswert auch die Triple-A-Seiten-Single „HimmelblauPerfektBreit“, natürlich mit Dreifach-Video und einer aufwendig gealterten Band.
Gleich 32 Videos – zwei zu jedem Track – bot 2012 das Album „auch“. Die darauf folgende Tour wurde 2013 als (Überraschung!) DVD und Album aufgezeichnet. „Die Nacht der Dämonen“ dokumentiert eindrucksvoll, warum Die Ärzte nur halb im Scherz gelegentlich auch als „Die beste Band der Welt“ bezeichnet werden.
Mit einer Reihe spektakulärer „Ärztivals“ verabschiedete sich die Band dann in eine sechs Jahre währende Pause, die nur 2016 durch einen gemeinsamen Kurzauftritt bei einem kleinen Festival im Garten der Familie Lohmeyer unterbrochen wurde, wo sie ein weiteres Mal Nazis beim Namen nannten.

Und jetzt …